Bakterien im Fisch: Verbraucherschützer haben vor einer Gesundheitsgefahr von Räucherlachs gewarnt, der gerade
in der Weihnachts- und Silvesterzeit sehr beliebt ist.
Bei einer Untersuchung im Auftrag der Verbraucherzentralen wurden bei
rund einem Drittel der untersuchten Proben hohe Keimkonzentrationen gefunden.
Erkrankungen wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall könnten als Folge nicht ausgeschlossen werden.
Die Fischindustrie warnte vor Panikmache und verwies darauf,
dass keine Grenzwerte überschritten worden seien.
Die Ergebnisse stammen aus einer Untersuchung von
Lachsprodukten aus Düsseldorf, München und Hannover.
Forscher des Lebensmittelwissenschaftlichen Instituts der Universität Hannover konnten fast in jeder
fünften Lachsprobe (17,5 Prozent) gefährliche Listerien nachweisen.
Die Bakterien können sich trotz Lagerung im Kühlschrank und bei längerem Anrichten auf dem Esstisch erheblich vermehren.
Von Hirnhautentzündung bis Fehlgeburt
Widerstandsfähigen Menschen droht eine grippeähnliche Erkrankung,
bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem
besteht das Risiko einer Hirnhautentzündung.
Bei Schwangeren könne es zu einer Fehlgeburt kommen.
Um das Risiko möglichst gering zu halten, empfehlen die Verbraucherzentralen, Lachs drei,
besser vier Tage vor Ablauf des Verbrauchsdatums zu essen und Produkte von zweifelhaftem Geruch und
Aussehen sowie von eigenartiger Konsistenz zu reklamieren
oder sogar die Lebensmittelüberwachung zu informieren.
Lascher Umgang der Industrie kritisiert
Bei dem Test lagen nach Angaben der Verantwortlichen 60 Prozent
der Proben von Räucher- oder mariniertem Lachs über dem Richtwert
von einer Million Keimen pro Gramm Lachs.
Das allein sei noch kein Grund für eine ernste Gesundheitsgefahr,
weise jedoch auf mangelnde Hygiene im Produktionsprozess hin.
Wenn aber der Warnwert von 100.000 Enterobakterien pro Gramm überschritten werde wie bei 30 Prozent,
könnten gesundheitliche Probleme nicht ausgeschlossen werden.
Wie das Bremer Fischkompetenzzentrum Nord berichtete,
wurden in 19 von 91 im Jahr 2007 untersuchten Proben Listerien gefunden.
Das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt berichtete von acht Listerienfunden in 27 Proben.
In keinem Fall sollen jedoch die europaweit geltenden Grenzwerte überschritten worden sein.
Die Verbraucherzentralen kritisierten einen laschen Umgang
der Industrie mit einem derart empfindlichen Lebensmittel
und forderten eine bessere Umsetzung der Hygienevorschriften
auf allen Verarbeitungs- und Handelsstufen.
Hersteller weisen Vorwürfe zurück
Der Bundesverband der Fischindustrie betonte, dass in dem Test kein Produkt gefunden worden sei,
das eine Gefahr für die Kunden darstelle.
Im Gegenteil: Alle Proben seien verkehrsfähig.
«Man muss die Kirche im Dorf lassen», sagte Matthias Keller vom Bundesverband am Donnerstag der AP.
Er kritisierte zugleich die Methoden des Tests und warnte davor,
bei den Verbrauchern ohne Not Panik zu schüren und falsche Schlüsse
aus den Ergebnissen zu ziehen.
Keller erinnerte auch an die Verantwortung von Handel und Verbrauchern.
Die Industrie tue sehr viel, um die Qualität von Lachsprodukten zu sichern.