München (netdoktor.de) - Zu viel Speck auf den Rippen verschlechtert womöglich die Erfolgschancen einer Chemotherapie bei leukämiekranken Kindern. Übergewicht scheint zudem einen Rückfall nach erfolgreicher Behandlung zu begünstigen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler um Steven Mittelman, Kinderarzt und Professor an der University of Southern California in Los Angeles. Die Ergebnisse ihrer jüngsten Studie sind jetzt in der Online-Ausgabe des US-Fachmagazins "Cancer Research" (doi: 10.1158/0008-5472.CAN-09-0800) erschienen.
Experten vermuten schon länger, dass Übergewicht das Wachstum mancher Krebsarten begünstigt und die Sterblichkeit an einem bösartigen Tumor erhöht. So hatte eine vorausgegangene Studie mit über 5400 teilnehmenden Kindern belegt, dass übergewichtige, kleine Leukämiepatienten nach einer erfolgreichen Chemotherapie ein um 50 Prozent höheres Rückfallrisiko haben als schlanke Kinder mit Blutkrebs.
Mittelmann und seine Forscherkollegen wollten nun wissen, warum das so ist. Dafür behandelten sie leukämiekranke Mäuse mit dem Blutkrebsmedikament Vincristin. Die Hälfte der Nager hatte zu viel Fett unter dem Pelz, die restlichen Versuchstiere waren schlank. Es zeigte sich, dass die dicken Mäuse nach der Behandlung häufiger einen Rückfall erlitten, als die normalgewichtigen Tiere, obwohl die Forscher die Medikamentendosis an das höhere Körpergewicht angepasst hatten.
Für den zweiten Teil der Studie kultivierten die Forscher Blutkrebszellen in zwei Portionen: Einmal alleine und einmal zusammen mit Fettzellen. Alle wuchernden Zellen behandelten Sie anschließend mit Vincristin, Nilotinib, Daunorubicin und Dexamethason - vier Chemotherapeutika, die Blutkrebszellen auf unterschiedlichen Wegen bekämpfen. Sie fanden heraus, dass die Medikamente in Anwesenheit der Fettzellen weniger wirksam waren. Das Fett schien die Krebszellen vor dem Absterben zu bewahren.
Die Forscher planen nun weitere Studien, um herauszufinden welcher Mechanismus dahinter steckt. Sie hoffen, dass ihre Ergebnisse früher oder später die Heilungschancen für Leukämiepatienten erhöhen. (nb)