Diabetes: Kombination aus Blut- und Gentest verrät Risiko
Münchner Forscher haben eine neue Möglichkeit zur Früherkennung von Diabetes Typ 1 gefunden: Kommen bei einem Kind eine bestimmte Form von Antikörpern im Blut und eine genetische Besonderheit gleichzeitig vor, ist das Risiko stark erhöht, dass die Krankheit sehr früh ausbricht. Bei Diabetes Typ 1 greift das körpereigene Immunsystem die Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie, sodass der Organismus kein Insulin mehr produzieren kann. In vielen Fällen wird die Krankheit erst in diesem Stadium entdeckt, und häufig liegen dann bereits schwere Stoffwechselprobleme vor. Der neue Test könnte nun helfen, gefährdete Kinder bereits früh zu identifizieren und gezielter zu überwachen, sagen die Forscher um Anette Ziegler und Peter Achenbach. Über ihre Arbeit berichtet das Helmholtz Zentrum München.
Die Wissenschaftler untersuchten 1633 Kinder, von denen jeweils mindestens ein Elternteil ebenfalls an Diabetes Typ 1 litt - einer Krankheit, die früher auch juveniler oder insulinabhängiger Diabetes genannt wurde und bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Da die Erkrankung zumindest teilweise genetisch bedingt ist, hatten die untersuchten Kinder von Geburt an ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Zwei Faktoren kristallisierten sich in der Studie als Marker für dieses Risiko heraus: eine bestimmte Form eines Gens mit dem Bauplan für ein Zinktransportprotein und das Vorliegen von Antikörpern gegen diesen Transporter im Blut der Kinder.
Der Zinktransporter namens ZnT-8 beeinflusst den Transport des Spurenelements Zink in die Betazellen und spielt damit eine wichtige Rolle für die korrekte Entwicklung dieser Zellen. Er kann in mehreren Varianten vorkommen, und auch das Gen, das den Bauplan für dieses Eiweiß trägt, existiert in mehreren Versionen. Eine davon geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Diabetes einher, konnten die Forscher zeigen. Lassen sich dazu noch Antikörper gegen den Zinktransporter im Blut nachweisen, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch der Krankheit noch höher.
Bei einigen der Kinder konnten bereits im Alter von neun Monaten die Antikörper gegen den Transporter zusammen mit anderen Abwehreiweißen nachgewiesen werden, die ebenfalls als Marker für ein erhöhtes Diabetesrisiko gelten. Die Diagnose der Krankheit erfolgt hingegen im Schnitt erst nach mehr als acht Lebensjahren. In dieser Zeit können Bauchspeicheldrüse und Stoffwechsel bereits deutlich geschädigt werden - ein Problem, das mit Hilfe der beiden neuen Marker früh erkannt und damit auch verhindert werden könnte, betonen die Forscher. Das sei besonders deswegen von Bedeutung, weil weltweit immer mehr Kinder an Diabetes vom Typ 1 erkranken. In Deutschland sind etwa 11.000 Kinder betroffen.