Aßling - Eva-Maria Schulz hat es auf dicke Bäuche abgesehen. Sie bemalt sie mit Apfelblüten und zaubert aus Schwangeren ein Kunstwerk. Sie ist Babybauchbemalerin.
Ein schwangerer Bauch ist eine gute Bildfläche. „Aber erst ab dem siebten Monat“, sagt Eva-Maria Schulz und reibt mit einem Schwamm einen Bauch ein. Zuerst schimmert er weiß, dann gelb, bis er aussieht wie ein Spiegelei.
Schulz, 39, Wuschellocken, aus Aßling, mag es, dicke Bäuche mit Rosen und Mohnblumen zu bepinseln. Sie ist Babybauchbemalerin. „Es ist wie ein Fieber“, sagt sie. Eigentlich ist sie Bankkauffrau, aber irgendwie lag schon immer eine Künstlerin in ihr auf der Lauer.
Am besten geht es im Sitzen. „Im Liegen verformt sich der Bauch zu stark“, sagt Schulz. Deshalb sitzt Saskia Niewolik, 21, Lippenpiercing, auf einem Barhocker im Hause Schulz, das schwarze Top hat sie hoch gekrempelt. Sie blättert in einem Buch nach einem Motiv. Plötzlich deutet sie auf ein Bild, das über dem Esstisch hängt. „So eine Apfelblüte will ich“, sagt sie. Schulz fühlt sich geschmeichelt. „Das ist meine Aquarellzeichnung“, sagt sie und tunkt einen Pinsel in eines der vielen Farbdöschen auf dem Tisch.
Die kleine Nora, die unter dem Spiegelei-Bauch zappelt, soll am 29. Januar auf die Welt kommen. „Dafür ist dein Bauch sehr dezent“, sagt Schulz. „Ich wollte irgendwas mit meinem Bauch machen“, sagt Niewolik, die in München wohnt und als Kinderpflegerin arbeitet. Erst hatte sie an einen Gipsabruck gedacht, aus dem sie eine Lampe für das Kinderzimmer mit der Schweinchenbordüre zaubern wollte. Dann stieß sie auf die Homepage von Schulz.
„Bitte aufstehen“, sagt die Künstlerin zu der werdenden Mama. Schulz tunkt den Pinsel ins Weiße und skizziert eine Apfelblüte. „Das ist Theaterschminke“, erklärt sie. „Die hält bis zur ersten Dusche.“ Ein vergängliches Glück also. Aber die Frauen machen das der Erinnerung wegen. Meistens beim ersten Kind. „Da sind sie noch euphorisch.“ Ist der Bauch bunt, schießt Schulz Fotos, die später im Babyalbum kleben. „Oh, jetzt geht’s bei dir ganz schön rund“, sagt Schulz, hält den Pinsel in die Luft. Nora poltert. Ihr erster Bauch, erinnert sich die Aßlingerin, war eine Weltkugel. Viele ihrer Kollegen machen auch ein Überraschungsei. „Das ist mir zu abgedroschen.“ Aber Schulz hatte es nicht immer auf dicke Bäuche abgesehen. Angefangen hat alles mit Kinderschminken, ihre Versuchskaninchen waren die eigenen drei Kinder. Sie bemalt Baggerkabinen, Klodeckel, Thermoskannen. Ihr geduldigstes Opfer: ihr Mann Martin. Für den Wettbewerb bei der World Body Painting Association trimmt er schon seinen Körper, auf den seine Frau die Beatles malen will. Sie mag seine Glatze: „Das ist eine tolle Fläche.“
Dort, wo Schulz nun ein Baby zeichnet, das in einer Apfelblüte döst, strampelt Nora. Am Schluss streut Schulz Glitzer. Niewolik geht zum Spiegel, es funkelt überall. „Echt schön“, sagt sie und streichelt sich zufrieden über den Bauch.
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